Sieben Herausforderungen zur Stärkung der sozialen Sicherheit

Das Geheimnis der Nachhaltigkeit der sozialen Sicherheit liegt in ihrer Fähigkeit, sich den Veränderungen anzupassen. Trotz dieser großen Anpassungsfähigkeit hat der Druck auf die soziale Sicherheit in den letzten Jahren erheblich zugenommen, und die Zulagen und Renten sind oft zu niedrig, um in Würde leben zu können. Es ist dringend notwendig, die Legitimität der sozialen Sicherheit vollständig wiederherzustellen.

1. Die soziale Sicherheit muss alle einbeziehen und niemanden ausschließen. 

Der verschärfte Zugang zu Integrations- und Arbeitslosenentschädigungen sowie die erweiterten Verpflichtungen im Bereich der "Aktivierung" schließen Bürger aus und stürzen sie in die Armut. Dieser Dynamik muss ein Ende gesetzt werden, um die Debatte für einen durchdachteren und humaneren Ansatz bei der Aktivierung wieder zu eröffnen. Es ist notwendig, eine qualitativ hochwertige Arbeitslosenversicherung wiederherzustellen. Diese Überlegungen müssen von einer ehrgeizigen Beschäftigungspolitik begleitet werden, die sich auf die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und nicht der Arbeitslosen konzentriert.

2. Arbeiten als Arbeitnehmer = Sozialversicherungsansprüche aufbauen. 

Heute werden immer mehr Arbeitnehmer in die „Scheinselbstständigkeit“ gedrängt, die ihnen viel weniger Sozialschutz bietet. Für diese Kategorie von Arbeitnehmern könnte der Status geändert werden oder zumindest das Kriterium der Sozialversicherungszugehörigkeit, indem auch die wirtschaftliche Abhängigkeit der Arbeitnehmer von ihrem Auftraggeber berücksichtigt wird.

3. Die soziale Sicherheit muss ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. 

Die soziale Sicherheit muss es den Bürgern ermöglichen, ein würdiges Leben zu führen. Aber das ist heute nicht immer der Fall. Viele Zulagen sind zu niedrig und erreichen nicht das, was Europa als menschenwürdiges Einkommen für eine alleinstehende Person oder für einen Haushalt empfiehlt. Aus diesem Grund müssen alle Mindestleistungen der sozialen Sicherheit auf mindestens 10 % über der Armutsgrenze angehoben werden.

4. Die soziale Sicherheit muss sich neuen Gesellschaftsformen anpassen. 

Unser Sozialversicherungsmodell beruht auf dem Prinzip des "Mannes, der vollzeitig als Ernährer arbeitet", mit einer Partnerin, die keinen Lohn verdient daher keine sozialen Rechte erwirbt. Der Partner, der nicht gearbeitet hat, genießt Rentenansprüche durch abgeleitete Rechte. In diesem Modell basiert die Gewährung von Rechten auf der familiären Situation (Haushaltsvorstand, Mitbewohner, alleinstehend).
Um auf Veränderungen in der Gesellschaft reagieren zu können, müssen wir die notwendigen Schritte unternehmen, um beide Partner in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Rechte aufzubauen (Prozess der Individualisierung von Rechten). Wir müssen den Frauen besondere Aufmerksamkeit schenken, die auch im Rahmen eines Individualisierungsprozesses weiterhin auf abgeleitete Rechte angewiesen sein werden. Wir müssen unsere Gesellschaft auch an die Entwicklung und Vielfalt der Familienmodelle anpassen und Unterschiede in der Behandlung verschiedener Formen des gemeinsamen Lebens beseitigen, die als ungerecht empfunden werden.

5. Soziale Sicherheit für alle, nicht nur für die Schwächsten. 

Im Gegensatz zur Sozialhilfe, wo überprüft wird, was die Person in Bezug auf Eigentum oder andere Einkommen hat, ist die Entschädigung ein universelles System. Im Laufe der Zeit wurden Mechanismen in der sozialen Sicherheit eingeführt, um in bestimmten Fällen das Einkommen der betroffenen Person zu berücksichtigen. Einige wollen diese Logik der Selektivität noch weiter ausdehnen. Während die ursprüngliche Absicht gut begründet erscheinen mag (Verbesserung des Loses derer, die es am meisten brauchen), weist eine detailliertere Analyse auf viele Schwierigkeiten hin. Einerseits würde die Ausrichtung auf eine Kategorie von Personen bedeuten, eine Interventionsschwelle zu bestimmen. Es ist nicht immer einfach, diese Art von Grenze festzulegen. Andererseits würde eine Person, die von dieser Ausrichtung profitiert, riskieren, dass sich ihre allgemeine Situation verschlechtert, wenn ihr Einkommen diese Interventionsschwelle überschreiten und den Verlust der von der sozialen Sicherheit gezahlten Entschädigung zur Folge haben würde. Daher wäre es für diese Person nicht wirklich interessant, mehr zu verdienen. Dieses Phänomen wird als "Armutsfalle" bezeichnet. Sie gibt Menschen, die im Leben vorankommen wollen, das Gefühl, systematisch bestraft zu werden. Eine soziale Sicherheit, die sich auf die Schwachen konzentriert, wäre nicht inklusiv genug und würde die Unterstützung anderer Gruppen verlieren.

6. Soziale Sicherheit statt Privatversicherung. 

Warum brauchen wir immer noch ein System wie die soziale Sicherheit, wenn es möglich ist, Geld zu sparen (Vorausschau) oder eine private Versicherung (Privatisierung) abzuschließen? Unter den vielen Gründen sollten wir darauf hinweisen, dass die soziale Sicherheit viel weniger kostet als die private Versicherung und bessere Ergebnisse liefert und dass die soziale Sicherheit über die Frage der Kosten hinaus ein soziales Projekt darstellt, das auf Solidarität basiert und nicht auf individuelle Interessen. Ihre Intervention ermöglicht eine Umverteilung des Reichtums und damit eine Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Wir müssen die soziale Sicherheit konsolidieren und dürfen sie nicht zugunsten der privaten Versicherungen abbauen.

7. Nachhaltige Karrieren. 

Die Arbeit muss erträglicher gestaltet werden, um langfristige Krankheiten wie Burn-out zu vermeiden. Diese Maßnahme würde auch die Einnahmen der sozialen Sicherheit erhöhen und die Ausgaben senken. Damit die Bürger weiterarbeiten können, müssen eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, vom erleichterten Zugang zum Zeitkredit über das Recht, sich abzumelden, bis hin zur Reduzierung des Tragens schwerer Lasten.