Immer mehr Haushaltshilfen geraten in die Armut
Eine CSC-Umfrage zeigt, dass viele Haushaltshilfen mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert sind, manche sogar in Armut geraten. Das Einkommen des Partners wird oft benötigt, um über die Runden zu kommen. Erlebnisberichte veranschaulichen, wie manche Frauen in einer Beziehung in eine finanzielle Falle geraten oder wie alleinstehende Haushaltshilfen in die Armut geraten.
Im April und Mai 2021 führte die CSC eine Umfrage unter den ihr angeschlossenen Unternehmen im Bereich der Dienstleistungsschecks durch. Wir fragten nach der Lohnsituation und wofür das Einkommen ausgeben wird. Die Ergebnisse sind verblüffend. Drei von vier Haushaltshilfen geben an, dass sie Mühe haben, über die Runden zu kommen. 43 % verschieben oft oder sehr oft einen Arztbesuch oder den Kauf von Medikamenten. Für 70 % ist die pünktliche Bezahlung der Fixkosten (Miete, Energie, Wasser) ein Problem. Für ein Drittel der Haushaltshilfen bedeutet dies Zahlungsverzug. Ein weiteres Drittel muss an anderen Ausgaben sparen, um diese Kosten pünktlich zu bezahlen. Nur 11 % der Befragten fahren jedes Jahr ins Ausland in den Urlaub. Eine unerwartete Rechnung von 1.000 Euro zu bezahlen, ist für drei von vier Haushaltshilfen schlicht unmöglich. Nur 5 % verfügen über die finanziellen Mittel, um eine solche Zahlung ohne Schwierigkeiten zu leisten.
Arme Arbeitnehmerinnen
Die Ergebnisse sind sogar noch erschreckender, wenn wir den Fall der alleinstehenden Haushaltshilfen betrachten. 40 % der Alleinerziehenden, die Kinderbetreuungsdienste in Anspruch nehmen, würden gerne mehr Stunden arbeiten, wenn diese Dienste billiger wären. Mit anderen Worten: Das zusätzliche Einkommen, das sich aus der Verlängerung der Arbeitszeit ergibt, gleicht die Kosten für die Kinderbetreuung nicht aus. 90 % der alleinstehenden Haushaltshilfen (93 % der alleinstehenden Haushaltshilfen mit Kindern) haben Schwierigkeiten, jeden Monat über die Runden zu kommen. 53 % der alleinstehenden Haushaltshilfen schieben den Arztbesuch oder den Kauf von Medikamenten wegen der Kosten häufig oder sehr häufig auf. 58 % der Alleinstehenden fahren nie in Urlaub. Von den Alleinstehenden mit Kindern können es sich nur 8 % leisten, jedes Jahr in Urlaub zu fahren. Eine unerwartete Rechnung in Höhe von 1.000 € zu bezahlen, ist für 98 % der alleinstehenden Haushaltshilfen schlicht unmöglich.
Anonyme Erfahrungsberichte, die während der Umfrage gesammelt wurden
Die konkreten Zahlen
Der maximale Stundenlohn für Arbeitnehmer mit Dienstleistungsschecks beträgt 12,30 €. 90 % dieser Haushaltshilfen arbeiten in Teilzeit. Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt 24 Stunden pro Woche. Der Monatslohn einer „durchschnittlichen Haushaltshilfe" (mehr als 3 Jahre Betriebszugehörigkeit, 24 Stunden/Woche und ein Partner, der einen Lohn bezieht) beträgt 1.279 € brutto bzw. 1.170 € netto. Für Alleinstehende mit zwei Kindern beträgt der Nettolohn 1.193 €, also nur 23 € mehr.
Was kann eine „durchschnittliche Haushaltshilfe" von einer Lohnerhöhung von 0,4 %, der maximalen Lohnnorm, erwarten? Ihr Bruttolohn steigt auf 12,35 € pro Stunde oder 1.284 € pro Monat. Paare und Alleinstehende mit zwei Kindern erhalten einen Zuschlag von 3 € netto pro Monat. Auch andere Beispiele zeigen, dass der Nettoeffekt einer Lohnerhöhung von 0,4 % sehr begrenzt ist (eine Nettoerhöhung von 3,79 € ist das Maximum). In einigen Fällen ist der neue Nettolohn sogar niedriger (!), weil die Betroffenen unter eine neue Steuervorabzugsklasse fallen.
Zur Information: Der niedrigste Stundenlohn im Reinigungssektor, in dem ähnliche Tätigkeiten ausgeübt werden, beträgt 13,66 €; im Durchschnitt sind die Löhne um mehr als 2 € pro Stunde höher als im Bereich der Dienstleistungsschecks.