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Wer profitiert von steigenden Lebensmittelpreisen?

Eine Studie von Olivier Malay, Dozent an der ULB und Mitarbeiter des Studiendienstes der CSC Nahrung & Dienste, zeigt, dass die Preiserhöhungen an der Supermarktkasse für einige Akteure in der Lebensmittelbranche ein willkommener Anlass waren, ihre Gewinne zu steigern.

Laut der Verbraucherschutzorganisation Test-Achats ist der Preis für Möhren in zwei Jahren um 65 % gestiegen, Fischstäbchen sind 21 % und tiefgefrorene Fritten 64 % teurer geworden. Das belgische Statistikamt Statbel gibt seinerseits an, dass der Preis für alle Lebensmittel zusammen in zwei Jahren um 24 % gestiegen ist. Der Krieg in der Ukraine, Dürren und die Energiekrise spielten eine Rolle, reichen aber nicht aus, um den gesamten Preisanstieg zu erklären. Unternehmen haben die allgemeinen Preiserhöhungen noch verstärkt und riesige Gewinne erzielt.

Dies steht in krassem Gegensatz zur Situation der Landwirte, die zurzeit von sich reden machen.

Lebensmittelindustrie vervielfacht Gewinne

Um zu verstehen, wer von den steigenden Preisen profitiert, müssen wir die Kette zurückverfolgen und die Lieferanten der Supermärkte, d.h. die Lebensmittelindustrie, analysieren. Es handelt sich dabei um Markenhersteller wie Côte d‘Or, Soubry oder Knorr. Man stellt fest, dass die Gewinne der belgischen Lebensmittelindustrie 2022 um 33,2 % (+ 662 Mio. Euro) gestiegen sind und sogar um 78,2 %, wenn man sich auf die größten Unternehmen (200 und mehr Beschäftigte) beschränkt. Da die verkauften Mengen kaum zugenommen haben, kann man vernünftigerweise davon ausgehen, dass diese Gewinnsteigerungen aus Preiserhöhungen stammen, die dem Handel und den Verbrauchern in Rechnung gestellt werden. Mit anderen Worten: Wenn die von den Verbrauchern gezahlten Preise steigen, fließt ein Teil des Anstiegs direkt in die Bereicherung bestimmter Unternehmen und somit ihrer Eigentümer.

Einige Unternehmen haben 2022 extrem hohe Gewinne erzielt. Das gilt zum Beispiel für die Marktführer der Kartoffel- und Frittenbranche: Clarebout, Agristo und Lutosa. Auch die Zuckerriesen Tereos und die Raffinerie Tirlemontoise verzeichneten hohe Gewinne. Im Jahr 2022 erzielten diese fünf Unternehmen zusammen einen Gewinn von 704 Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung des Betriebsgewinns um das Siebenfache im Vergleich zu 2021 bzw. um das Neunfache im Vergleich zum Durchschnitt vor der Corona-Krise.

Spekulation zahlt sich aus

Viele der in Belgien verkauften Nahrungsmittel werden anderswo produziert. Außerdem stammt selbst bei den in Belgien hergestellten Lebensmitteln ein Teil der verwendeten Zutaten aus dem Ausland. Der Preisanstieg hat also eine sehr ausgeprägte internationale Dimension, und tatsächlich beobachtet man auch beim Einkauf von Grundnahrungsmitteln erhebliche Gewinnsteigerungen.
Die vier größten Lebensmittelhändler der Welt werden auch „ABCD“ (ADM, Bunge, Cargill und Louis Dreyfus) genannt.

Sie kontrollieren zwischen 70 und 90 % des weltweiten Getreidemarktes und haben 2022 ihre Gewinne auf 13 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Das gilt auch für andere multinationale Lebensmittelkonzerne wie Mondelez oder Unilever. Sie verzeichnen aufgrund von Preiserhöhungen ein starkes Gewinnwachstum.

Es gibt noch eine weitere Gruppe von Akteuren, für die steigende Preise im Supermarkt ein Segen sind: Rohstoffspekulanten.
Diese Akteure antizipieren den Anstieg der Lebensmittelpreise, indem sie Lebensmittel kaufen, um sie später zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Dadurch haben sie den allgemeinen Preisanstieg verschärft. Insgesamt hat die Spekulation mit Nahrungsmitteln in der jüngsten Vergangenheit zugenommen. Es ist bemerkenswert, dass es sich bei den Nahrungsmittelspekulanten nicht nur um Finanzakteure wie Banken oder Pensionsfonds handelt. Laut der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD, 2023) haben große Lebensmittelkonzerne, insbesondere die „ABCD“, im letzten Jahrzehnt Tochtergesellschaften aufgebaut, die sich der Spekulation widmen. Sie profitieren also doppelt von der Situation: zum einen, indem sie die Preise für die von ihnen verkauften verarbeiteten
Produkte erhöhen, und zum anderen, indem sie mit dem Kauf und Wiederverkauf von Lebensmitteln spekulieren, ohne den Regulierungen des Finanzsektors zu unterliegen.

Die UNCTAD verweist auf die „unverhältnismäßig große Rolle, die nicht-operative Aktivitäten (Spekulation) in der gegenwärtigen Ära der Superprofite spielen“.

Was kann man dagegen tun?

Am wichtigsten ist es, sich dessen bewusst zu werden, dass Preiserhöhungen im Supermarkt nicht vom Himmel fallen und immer jemand davon profitiert. Um dem entgegenzuwirken, könnte der Staat diese Gewinne besteuern.
Das würde sowohl eine Botschaft an die Unternehmen senden, um sie davon abzuhalten, ihre Preise übermäßig zu erhöhen. Es könnte aber auch Ressourcen freisetzen, um Haushalte und KMU in Schwierigkeiten zu unterstützen und die Staatsverschuldung anzugehen.

 

„Die Gewinne dienten nicht zur Anhebung der Löhne“

„Wir stellen fest, dass die Umsätze und das Verkaufsvolumen der Unternehmen gestiegen sind, was zu sehr hohen Gewinnen geführt hat. Diese Gewinne wurden nicht dazu verwendet, die Löhne und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern.
Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es möglich gewesen, die Arbeitnehmer an den zusätzlichen Gewinnen zu beteiligen. Aber unter dem Druck der Arbeitgeber wurde das Lohnnormgesetz 2017 weiter verschärft und jetzt gibt es rechtlich keinen
Spielraum mehr, um die Löhne der Beschäftigten anzuheben“, sagt Steve Rosseel, Nationalsekretär der CSC Nahrung & Dienste.