Pressebericht
10.07.2025
Rentenkürzungen treffen Arbeitnehmer unverhältnismäßig stark, insbesondere Frauen

49 % der Frauen laufen Gefahr, im Falle einer vorgezogenen Rente bestraft zu werden. Der Jahresbericht der „Studienkommission für Überalterung“ wirft ein neues Licht auf die in der Regierungsvereinbarung vorgesehenen Maßnahmen. Die drastischen Einsparungen haben ihren sozialen Preis: Die Rentenersatzquote sinkt um mehr als neun Prozent, während sich die geschlechtsspezifische Rentenlücke im Arbeitnehmersystem vergrößert. Und dabei hat das Planbüro die Auswirkungen auf die künftige Armut noch gar nicht berücksichtigt. Auch die Lastenverteilung zwischen den verschiedenen Systemen ist nicht gerecht: Arbeitnehmer und Beamte sind am stärksten betroffen, Selbstständige entziehen sich weitgehend den Maßnahmen.
Wie jedes Jahr bewertet die Studienkommission die budgetären und sozialen Auswirkungen des Alterns. Besonderes Augenmerk lag diesmal auf den Maßnahmen, die in der föderalen Regierungsvereinbarung enthalten sind. Was die Auswirkungen auf den Haushalt betrifft, so ist das Ausmaß der Sparmaßnahmen erschreckend: Bis 2070 wird eine Einsparung in Höhe von 1,8 Prozentpunkten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwartet, d. h. mehr als 10 Milliarden Euro im Gegenwartswert.
Arbeitnehmer und Beamte zahlen die Rechnung
Die Rechnung zahlen fast ausschließlich Arbeitnehmer und Beamte: 50 % der Einsparungen stammen aus der Arbeitnehmerversicherung, 45 % aus der Beamtenversicherung und knapp 5 % aus der Selbstständigenversicherung. Von einer gerechten Verteilung kann hier keine Rede sein.
Auffällig sind aber vor allem die sozialen Auswirkungen. Die Ersatzquote für Arbeitnehmer sinkt bis 2040 um 7,6 % und bis 2070 sogar um 9,1 %. Derzeit beträgt die gesetzliche Rente in Belgien durchschnittlich nur 48 % des zuletzt bezogenen Gehalts. In der Europäischen Union liegt diese Quote bei 61 %, womit Belgien in Sachen angemessene Renten zu den Schlusslichtern gehört. Darüber hinaus sind belgische Arbeitnehmer stärker als in anderen Ländern auf ihre gesetzliche Rente angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Maßnahmen richten sich gegen Frauen
Eine weitere Konstante: Die Maßnahmen richten sich gegen Frauen. Die „Rentenschere“ zwischen Männern und Frauen wird immer größer. Nicht weniger als 49 % der Frauen riskieren ab dem nächsten Jahr eine Sanktion für die vorgezogene Rente, weil sie die strengen neuen Laufbahnbedingungen nicht erfüllen, die die Regierung auferlegen will. Um die Strafe zu vermeiden, müssten sie durchschnittlich 45 Jahre Halbzeitbeschäftigung nachweisen. Eine solche Anforderung bestraft Arbeitnehmer, die schwere Zeiten durchgemacht haben oder sich während ihres Berufslebens um ihre Angehörigen kümmern mussten.
Wie wirken sich die Maßnahmen auf das Armutsrisiko künftiger Rentner aus?
Während die Regierung bis 2070 mehr als 10 Milliarden Euro einsparen will, beziffert der Bericht nicht die Auswirkungen der Maßnahmen auf das Armutsrisiko künftiger Rentner. Nicht annehmbar! Wenn solch drastische und unausgewogene Maßnahmen verhängt werden, dürfen die sozialen Folgen nicht ignoriert werden.
Forderungen der Gewerkschaften
Die Gewerkschaften fordern eine umfassende Folgenabschätzung, einschließlich der Berechnung der Auswirkungen auf die Armut. Die bisher bekannten Zahlen zeigen, dass die vorgelegte Reform das Rentengefälle zwischen den Geschlechtern verschärft und weder die Aufrechterhaltung des Lebensstandards noch die finanzielle Leistungsfähigkeit der Rentner gewährleistet.
Der vollständige Bericht kann auf der Webseite des Hohen Rates für Finanzen eingesehen werden (in französischer Sprache): https://conseilsuperieurdesfinances.be/fr/publication/comite-detude-sur-le-vieillissement-rapport-annuel-2025