NMC
„Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft“
Steckbrief
Betrieb: NMC
Ort: Eynatten
Anzahl Beschäftigte:
etwa 550 (rund 330 Arbeiter und 220 Angestellte)
Produktion:
Schaumstoffe für Dekoration, Freizeit, Verpackung und Isolation
Umsatz: 144 Mio. Euro (2022)
Delegierter:
Marc Faymonville, Maschinenführer, seit 1987 bei NMC und seit 2004 CSC-Delegierter
Kontakt:
cscdelegationnmc@gmail.com
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Innerhalb der Arbeiter-Delegation war es in jüngster Zeit mitunter etwas turbulent, oder?
Marc Faymonville (MF): Ja, das stimmt und wir sind sehr enttäuscht. Auf einer Versammlung stand unser bisheriger Hauptdelegierter auf und teilte uns mit, dass er sein CSC-Mandat niederlegen werde. Seinen Abgang und den Wechsel zur CGSLB hatte er geplant und einige Delegierte sind mit ihm gewechselt. Wir waren überrascht und mussten kurzfristig Lösungen finden.
Rebecca Peters (RP): Unser Ziel war und ist es, das Gewerkschaftsteam zu verjüngen. Der ehemalige Hauptdelegierte hatte mitgeteilt, dass er sein Mandat zu Ende führen und nicht mehr kandidieren werde. Ich war davon ausgegangen, dass er seine Gewerkschaftslaufbahn beenden wird. Und dann kam die Kehrtwende. Als niveauvoll kann man seine Vorgehensweise sicherlich nicht bezeichnen.
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Wie gestaltete sich die Kandidatensuche?
MF: Wir hatten nicht viel Zeit, haben aber richtig gute Kandidaten gefunden. Sehr positiv ist, dass einer unserer Kandidaten jünger als 25 Jahre ist. Das ist das erste Mal der Fall, seitdem ich dabei bin. Wir stellen uns neu auf und möchten kurzfristig in allen Abteilungen präsent sein. Wir nehmen jedenfalls das Positive aus dieser Situation und blicken mit unserem verjüngtem Team zuversichtlich in die Zukunft.
RP: Ich bin sehr zufrieden, dass fünf tolle Kandidaten auf unseren Listen stehen. Wir werden die Zeit nutzen, uns für die nächsten Jahre neu aufzustellen.
Übrigens, die CSC ist die einzige Gewerkschaft mit einem derart umfassenden Beratungs- und Informationsangebot auf Deutsch und Französisch. Ob Rechtsberatung, Betreuung von Kurzarbeitsakten, Grenzgänger-Beratung oder Broschüren, Informationsflyer, Gewerkschaftszeitung und Newsletter: All das bieten wir zweisprachig an.
Meine Kollegin Vera Hilt (CNE) und ich sind die einzigen Berufssekretärinnen der drei bei NMC vertretenen Gewerkschaften, die Deutsch sprechen. Wenn die Mitglieder Fragen zu Pension, Frühpension, Zeitkredit und anderen Themen haben, können sie mit mir einen Termin in unseren Büros von Eupen, St.Vith oder Verviers vereinbaren. Wir sind sehr flexibel. Unsere qualitatives Angebot und unsere Zweisprachigkeit sind starke Argumente für die CSC.
MF: Das merke ich auch im Betrieb. Ein Kollege kam zu mir und fragte, ob er wieder CSC-Mitglied werden könne. Seine Frau arbeitet in Deutschland und sie suchten einen Grenzgängerdienst, der Erklärungen in deutscher Sprache geben kann. Für ihn war das ein Grund, wieder zurückzukommen. Die Vorteile der CSC sind das breite Beratungsangebot und die Zweisprachigkeit der Mitarbeiter. -
Was hat die CSC-Delegation in den letzten vier Jahren erreicht?
MF: Wir haben einiges erreicht, u.a. eine Coronaprämie, die Erhöhung der Konsumschecks und eine Verbesserung des Fahrrad-Leasingsystems.
RP: Bezüglich Corona-Prämie haben wir hart kämpfen müssen. NMC ist gut durch die Corona-Krise gekommen und hat satte Gewinne eingefahren. Da die Menschen zuhause waren, wurde viel renoviert und somit lief die Produktion in Eynatten auf Hochtouren. Finanziell hat NMC die Corona-Krise sehr gut überstanden, auch und vor allem dank der Mitarbeiter, die bereit waren, auch in diesen schwierigen Zeit zum Werk zu kommen. Die CSC hat erreicht, dass NMC letzten Endes den Mitarbeitern die volle Corona-Prämie ausgezahlt hat. Auch bei den Lohnverhandlungen, die zeitweise schleppend verliefen, haben wir die Rolle der Mitarbeiter hervorgehoben, ohne die das Unternehmen nicht so gut dastünde. In diesem Jahr haben wir erneut hart verhandeln und sogar mit Streiks drohen müssen, um eine Erhöhung der Konsumschecks zu erreichen.
Positiv bei NMC ist, dass das Unternehmen immer noch bereit ist, Mitarbeitern die Frührente zu ermöglichen. Das ist nicht so evident für Betriebe, die vom Fachkräftemangel betroffen sind. Das ist auch ein Kostenfaktor und in anderen Betrieben sieht das mitunter anders aus. NMC hält auch an seinem Konzept fest, weiterhin Leute einzustellen und eine zweijährige Arbeitsplatzgarantie zu gewähren. Die Mitarbeiter sollen langfristig gehalten werden. -
Wie ist es um das Wohlbefinden der Mitarbeiter bestellt?
RP: Die CSC hat eine Umfrage zum Wohlbefinden der NMC-Mitarbeiter in Eynatten durchgeführt, weil die Stimmung nicht so gut ist. 230 Mitarbeiter haben an der Umfrage teilgenommen, ein sehr guter und repräsentativer Rücklauf für eine derartige Erhebung. Die Ergebnisse haben wir sowohl der Belegschaft als auch der Direktion vorgestellt. Letztere hatte bereits einen externen Berater hinzugezogen. Dank der Umfrage konnten wir darauf aufmerksam machen, dass die Kommunikation und die Arbeitsorganisation im gesamten Betrieb ein Problem darstellen. Infolgedessen wurde die gesamte Führungsetage bis zu den Vorarbeitern geschult und dies in allen Hallen und Abteilungen.
MF: Von der Direktion haben wir ein positives Feedback erhalten. Unsere Aufgabe wird es sein, genau zu schauen, ob die Versprechen eingehalten werden.
RP: Die Direktion arbeitet daran, die Strukturen wieder transparenter zu machen und die Zuständigkeitsbereiche für jeden klar zu definieren. Phasenweise wollte niemand Verantwortung übernehmen, was Entscheidungen enorm verzögerte. So mussten gute Interim-Mitarbeiter mitunter lange warten und sogar mit dem Weggang drohen, ehe ihnen ein Vertrag angeboten wurde. Solche Leute finden auch in anderen Betrieben eine Arbeit. Ich hoffe, dass jetzt schneller Entscheidungen getroffen werden, um diese Leute zu halten. Der Arbeitgeber kann es sich nicht leisten, lange zu warten. Die Zeiten sind vorbei.
MF: Es ist wichtig, diesen Kollegen eine Perspektive zu geben. Wir müssen nach vorne schauen und dieses Interim-Verfahren reduzieren und eher auf Festverträge hinarbeiten.
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Welche sind eure Ziele?
MF: In den kommenden Jahren wird die Automation ein großes Thema sein. Die Arbeitsformen werden sich ändern und es ist wichtig, dass man die Belegschaft miteinbezieht.
RP: Als Gewerkschaft werden wir auch sehr aufmerksam sein, wenn Themen wie Alterspyramide, Fachkräftemangel und auch Umweltfragen wie CO2-Ausstoß und umweltfreundliche Produktion aufs Tapet kommen. NMC hat jetzt schon Produkte, die recyceltes Material enthalten. Ein technologisch komplexes Thema, das auch viel Stress bei der Belegschaft verursacht. Unsere Aufgabe wird es sein, frühzeitig die Alarmglocken zu läuten, um die Gesundheit der Arbeitnehmer im Auge zu behalten.
MF: Was die umweltfreundlichere Produktion anbelangt, ist in den letzten Jahren einiges geschehen. Wir versuchen, durch Filteranlagen den Frischwasserverbrauch stark zu senken. Der Abfall wird immer mehr reduziert und der Restabfall fachlich entsorgt. Und mit den Fotovoltaikanlagen auf den Hallendächern produzieren wir grünen Strom. -
Und der neue Direktor?
MF: Eigentlich kann ich noch nicht viel sagen. Uns wurde der neue Direktor vorgestellt und der erste Eindruck ist gut. Jetzt muss er zeigen, was er in puncto Handlungsfähigkeit unternimmt.
RP: Bei NMC wurde auch die Stelle des Produktionsdirektors neu besetzt. Jetzt müssen wir sehen, wohin die Reise führt. Gut für NMC ist, dass das Mutterhaus weiterhin in Eynatten bleibt. Hier wurden zuletzt 24 Millionen Euro investiert.